Die internationale Frankfurter Buchmesse

Von: Roseliese Hess

Die internationale Frankfurter Buchmesse unterscheidet sich in den letzten Jahren sehr von früheren Buchmessen. Heutzutage ähnelt sie mehr einer Vergnügungsmesse.

Die Anwesenheit von 16 deutschen Köchen, die mitten zwischen den Ausstellungsständen der Verlage Küchen aufgebaut haben und vor Publikum kochten, hinterließen ein ironisches Lächeln auf meinem Gesicht. Ich wandte mich ab und suchte nach der ursprüngliche Buchmesse, um meinen Literatur-Hunger zu stillen.

In letzter Zeit wird die deutsche Literatur überschwemmt mit Kriminalromanen, Kochbüchern, Diätvorschlägen, Bücher über Therapien von psychischen und physischen Krankheiten, wie werde ich mein eigener Chef, wie gewinne ich Freunde oder wie werde ich…..was auch immer! Literatur talentierter und namhafter Schriftsteller fand ich eher selten.

Während meines Besuchs auf der Frankfurter Buchmesse 2016 konnte ich beobachten, dass sich die meisten deutschen Besucher an erster Stelle für Kriminalromane oder ältere Bestseller interessierten. Die langen Schlangen vor den entsprechenden Ständen der Verlage bewiesen es.  Augenfällig waren die ziemlich leeren Stände der Verlage, die mehr daran interessiert sind, internationale Bücher von Autoren, die als Verfasser hochwertiger Literatur bekannt sind, zu übersetzen und zu publizieren.

Glücklicherweise fand ich zwischen all den Ständen mit Trivialliteratur den Stand des DuMont Verlags, der viele ins Deutsche übersetzte Bücher von Haruki Murakami, einer meiner Lieblingsschriftsteller, ausstellte.

In einem kurzen Interview mit Ihnen: „Warum gerade Murakami?“ antworteten sie: „ weil Murakami unseres Erachtens ein sehr guter Autor ist und wir als DuMont Buchverlag gern gute Bücher herausgeben.“

Leseprobe aus seinem letzten Buch: LESEPROBE ÖFFNEN

Haruki MurakamiVON BERUF SCHRIFTSTELLER (Official Website)

DuMont Buchverlag GmbH & Co. KG

Amsterdamer Straße 192

D – 50735 Köln

Auf meinem Rundgang durch die Halle mit ausländischer Literatur fielen mir als erstes die fast leeren Gänge auf. Selbst an den einzelnen Messeständen war kaum ein Interessent für die dort ausgestellten Bücher zu finden. Deutsche Besucher habe ich so gut wie gar nicht gesehen, sie waren wohl in einer der langen Reihen und warteten noch auf einen Platz bei den „neuen“ Kriminalromanen. Mich selbst wundert das starke Interesse an Kriminalgeschichten oder Kochbüchern usw. nicht. Fast alle deutschen Fernsehstationen senden täglich mindestens einen Kriminalfilm und ebenso oft Kochsendungen. Beliebt sind unter anderem auch (Arzt- oder Krimi-) Serien im Vorabendprogramm, mit kommerziellen Einspielungen von Medikamenten oder Apothekenzeitungen, kurz alles, was gesund machen soll. Außer den Nachrichten und der sehr ausführlichen Wettervorhersage gibt es im Abendprogramm seichte Unterhaltung. Sendungen, die zum Nachdenken anregen wie politische (Report, Panorama, Frontal 21) und kulturelle Themen (ttt) sind meistens so spät angesetzt, dass sie nur ein Bruchteil der Bevölkerung wahr nimmt.

Das erhärtet den Verdacht, dass vornehmlich in Deutschland durch Politiker oder die Medien verbreitet – das Gehirn der Bevölkerung gewaschen wird. Die Menschen können gar nicht anders, als seichte Romane oder seichte Filme zu konsumieren. Ebenso werden sie ständig dazu angehalten, wie wichtig Geld in ihrem Leben spielt. Ein gutes Beispiel sind Steuern. Unablässig ist von Steuern die Rede, mal müssen sie erhöht werden, viel seltener mal herabgesetzt werden. Begründet wird das damit, dass es den deutschen Banken schlecht geht und dass ein Staat es sich nicht leisten kann, diese Banken ihrem Schicksal zu überlassen und darum immer und immer wieder gestützt werden müssen. Womit? Natürlich mit dem Geld der Steuerzahler.

Sehr spät abends interessiert es den nun Müden nicht mehr, dass die wenigen anregenden Literaturprogramme, meist nur nachts gesendet, unsere Gehirne stimuliert, kreativ zu sein. Es interessiert auch Niemanden mehr sich an den besten Romanen der Weltliteratur, die dann vorgestellt werden, zu erfreuen, darin zu versinken und…..

Ich bin nicht sicher, ob es viele Menschen gibt, die die Definition des Wortes „Phantasie“ kennen.

Murakami schrieb eins in seinem Buch „Naokos Lächeln“: „ Wenn du nur die Bücher liest, die Jedermann liest,  dann kannst du auch nur das denken, was Jedermann denkt.“